EZB senkt Zinsen, warnt aber vor “holprigem Weg”

EZB senkt Zinsen, warnt aber vor “holprigem Weg”

Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte am Donnerstag erstmals seit 2019 die Zinsen, da die Inflation in der Eurozone allmählich nachlässt. Dennoch warnte Präsidentin Christine Lagarde vor einer ungewissen Zukunft und einem “holprigen Weg”. Der Schlüsselsatz wurde um einen Viertelpunkt auf 3,75 Prozent gesenkt, was ihn von einem Rekordhoch entfernt.

Nach einer beispiellosen Serie von Zinssätzen in der Eurozone, die ab Mitte 2022 begannen, um die explodierenden Energie- und Lebensmittelkosten einzudämmen, geht die Inflation langsam auf das 2-Prozent-Ziel der EZB zurück. Der Zinsschnitt am Donnerstag, der erste seit September 2019, kam nachdem die Zentralbank die Zinsen seit Oktober unverändert gelassen hatte und für die gebeutelte Wirtschaft der Eurozone dringend nötigen Auftrieb verschaffen wird. Der Schritt markiert eine Abweichung von der US-Notenbank (Fed), die ebenfalls aggressiv Zinssätze erhöht hat, jedoch aufgrund starker Daten noch Monate lang keine Senkungen erwartet.

Die Zukunft bleibt ungewiss, da jüngste robustere als erwartete Inflations- und Wachstumsdaten die Chancen auf einen schnellen Abbau des Zinszyklus verringerten. Lagarde betonte bei einer Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung, dass die in Frankfurt ansässige Institution sich nicht an einem bestimmten Zinspfad festlege. Die aktualisierten Prognosen der EZB verdeutlichen die Herausforderungen. Die Zentralbank erhöhte ihre Inflationsprognosen für dieses und nächstes Jahr und erwartet nun nicht mehr, dass der Indikator 2025 das Ziel von 2 Prozent erreicht, sondern bei 2,2 Prozent liegt. Auch die Wachstumsprognose für 2024 wurde angehoben, wenn auch leicht für das nächste Jahr gesenkt.

Die Volatilität der Daten und die Unsicherheit über die Zukunft haben die Chancen auf einen weiteren Zinsschnitt bei der nächsten Sitzung der EZB im Juli als gering erscheinen lassen. Einige Analysten glauben jedoch, dass die EZB-Politiker hoffen, die Zinsen alle zwei Sitzungen zu senken – also einmal pro Quartal, da sie sich alle sechs Wochen treffen – gleichzeitig mit der Veröffentlichung ihrer regelmäßig aktualisierten Prognosen. Der Ökonom von ING, Carsten Brzeski, glaubte zwar, dass die Zentralbank diesem Weg folgen könnte, warnte jedoch auch davor, dass sich die Dinge anders entwickeln könnten.

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