Director Jürgen Boos hat die Meinungsfreiheit zur Verteidigung der Präsenz des in Dresden ansässigen neurechten Verlagshauses Jungeuropa auf der Frankfurter Buchmesse betont. Nicht jeder stimmt seiner Meinung zu, darunter die schwarze Autorin Jasmina Kuhnke, die ihre Teilnahme an der ARD Buchnacht abgesagt hat, wo sie ihren Debütroman “Schwarzes Herz” präsentieren wollte. Kuhnke äußerte auf Twitter Empörung über die Entwicklung. Jungeuropa, das seinen Stand in Halle 3.1 auf der Buchmesse eingerichtet hat, wird von dem 30-jährigen rechtsextremen und Aktivisten Philip Stein aus Dresden geführt, der zuvor als Pressesprecher des Verbands der Studentenverbindungen Deutsche Burschenschaft tätig war. Diese Tage organisiert er das rechte Crowdfunding-Projekt “Ein Prozent für Unser Land”, das nationalistische und anti-flüchtlingsfeindliche Ideen propagiert.
Kuhnke fürchtet um ihre Sicherheit auf der Messe, da sie befürchtet, dass auch Rechtsextreme die Buchmesse besuchen könnten. Jürgen Boos bedauert die Absage der Autorin, verteidigt jedoch die Anwesenheit des rechtsextremen Verlegers und betont, dass solange keine Gesetze verletzt werden, jeder an Meinungsaustausch auf der Messe teilnehmen können sollte. Die Sicherheit sei gewährleistet, so Boos. Das Anne-Frank-Bildungszentrum in Frankfurt bekundet Solidarität mit Kuhnke und warnt vor der Normalisierung und Verbreitung von Hass auf prominenten zivilen Plattformen wie der Frankfurter Buchmesse.
Die Debatte über rechtsextreme Verlage auf der Buchmesse ist nicht neu. Schon vor der Frankfurter Buchmesse im Jahr 2017 wurde darüber intensiv diskutiert. Boos betonte bereits damals, dass es keine rechtliche Grundlage für ein Verbot rechtsextremer Verlage gebe. Das Verbot von Ideen sei nicht der richtige Weg, betonte er. Jungeuropa reagierte auf Kuhnkes Absage mit Unverständnis und betonte, dass die Autorin glaube, dass Rechtsextreme an ihr interessiert seien oder sie kennen würden. Die Frankfurter Buchmesse hat ihre Türen für das Fachpublikum geöffnet und endet am Sonntag mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die Autorin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe.