Tarek Al-Wazir, der Minister für Wirtschaft in Hessen (Grüne Partei), ist der beliebteste Politiker in Hessen, trotz des Abwärtstrends seiner Partei in den Umfragen. Vor der Landtagswahl am 8. Oktober stand er auf einer Bühne in Frankfurt und erklärte den potenziellen Wählern, was seine Partei seit dem Eintritt in die Koalition mit der Mitte-Rechts-Partei Christian Democratic Union (CDU) im Jahr 2014 erreicht habe. Er sprach über Themen wie den öffentlichen Verkehr und den Klimaschutz, fokussierte sich jedoch auf die Wirtschaft: “Es ist alles öko”, betonte er – öko im Sinne von Wirtschaft und Ökologie. Hessen verzeichnete im Gegensatz zum bundesweiten Trend eine wirtschaftliche Aufwärtsbewegung, wies Al-Wazir darauf hin.
Die Frankfurter Flughafenregion ist der wirtschaftliche Motor des Landes, wo sich der größte Flughafen Deutschlands befindet. In dieser Region arbeiten allein rund 81.000 Menschen aus 90 Nationen. Etwa 17% der 6,3 Millionen Einwohner Hessens haben einen nicht-deutschen Pass; in Frankfurt sind es sogar 29%. Al-Wazir, der Sohn eines Deutschen und einer Jemenitin, wurde in der Nähe von Frankfurt geboren und berichtete über Rassismus und Diskriminierung in seiner politischen Laufbahn. Trotzdem sagt er, dass die Zusammenarbeit mit der CDU, mit der seine Partei in Hessen koalitiert ist, gut sei.
In Hessen zeichnet sich ein knapper Wahlkampf ab, da die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung auf Bundesebene auch die Landespolitik beeinflusst. Die CDU kann laut jüngsten Umfragen über 30% Unterstützung bei den Landtagswahlen in Hessen erwarten. Die Grünen hingegen sind von ihren Höhenflügen abgestürzt und liegen nun bei 17%. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) kämpft gegen diese Umfragewerte an und versucht die Regierung in Hessen zu übernehmen. Faeser, die auch Bundesinnenministerin ist, steht vor der Herausforderung, die unterschiedlichen Aufgaben auf Bundes- und Landesebene in Einklang zu bringen.
Boris Rhein, der Ministerpräsident von Hessen, konzentriert sich in seinem Wahlkampf auf bundesweite Themen und betont die Notwendigkeit von Grenzkontrollen und schneller Abschiebung abgelehnter Asylbewerber. Er schließt eine Koalition mit der AfD kategorisch aus, da die Partei in Hessen bei 15% liegt. Die Zunahme rechtsextremer Gewalt und der terroristische Angriff in Hanau zeigen die wachsende Bedrohung durch Rechtsextremismus in Hessen. Trotzdem versuchen CDU und die Grünen, dieses Thema bei den Landtagswahlen zu vermeiden.