Die Frankfurter Schule ist für ihre kritische Theorie bekannt und feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Dies bietet die Gelegenheit, auf das Wachstum dieser wichtigen linken Denkschule zurückzublicken und über die Legate von Adorno, Horkheimer und anderen Mitgliedern der Frankfurter Schule nachzudenken.
Das Symposium “100 Jahre später: Die Frankfurter Schule und die Gegenwart”, organisiert vom Brooklyn Institute for Social Research in Zusammenarbeit mit N+1 Magazine und dem New Yorker Büro der Rosa Luxemburg Stiftung, fand vom 14. bis 15. Juli statt. Mehr als 2.000 Personen verfolgten das Symposium online und 300 nahmen persönlich daran teil. Die Veranstaltung bot angesichts von Hitze-, Hochwasser- und Luftqualitätswarnungen in der Stadt einen zeitgemäßen Bezugspunkt für die Weiterentwicklung der kritischen Theorie.
Das Symposium bot eine Einführung in die Frankfurter Schule und ihre Entstehungsgeschichte sowie ihr Ziel. Einblick gab auch Seyla Benhabib, eine Professorin für politische Theorie und Philosophie an der Yale University und enge Vertraute der Frankfurter Schule. Kritische Theorie verbindet nach Benhabib eine kantische Kritik der Vernunft mit sozialer Kritik und betont die Fähigkeit der Menschen, die von ihnen selbst geschaffene soziale Realität zu transformieren.
Die Grundhaltung der kritischen Theorie besteht nach dem Direktor des Brooklyn-Instituts, Ajay Singh Chaudhary, darin, dem Positivismus kritisch gegenüberzustehen und den Anspruch auf schnelle Lösungen zu verweigern. Kritische Theorie erlaubt es, zu denken und gleichzeitig zu handeln, und stellt eine Gegenbewegung zum postkapitalistischen Optimismus der Nachkriegszeit dar.
Die Diskussionen des Symposiums umfassten auch Themen wie Rasse und Geschlecht im Zusammenhang mit der Frankfurter Schule. Kritische Theorie schließt nach Benhabib jegliche Kritik am Patriarchat mit ein und ermöglicht es, soziale Realitäten kritisch zu betrachten. Die letzte Diskussionsrunde des Symposiums thematisierte die Zukunft und die Anwendung der kritischen Theorie im 21. Jahrhundert, wobei unter anderem der Diskurs über Klimawandel, Klasse und Medien im Mittelpunkt stand. Die Veranstaltung markierte den Abschluss von zwei Tagen, an denen die kontroverse und dennoch zeitgemäße Denktradition der Frankfurter Schule gefeiert wurde.