Die Ausstellung “Marcel Duchamp”, kuratiert von Susanne Pfeffer im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, ist eine beeindruckende Retrospektive, die bis zum 3. Oktober 2022 läuft. Die Ausstellung umfasst ungefähr sechshundert Objekte des Künstlers. Duchamp war ein vielseitiger Künstler, der von Gemälden über Musikstücke bis hin zu Installationen und Readymades alles schuf. Die Ausstellung präsentiert Duchamps Werk in einer akribisch gestalteten Anordnung, die jede Ecke des dreistöckigen Museums füllt.
Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt, entworfen vom österreichischen Architekten Hans Hollein, ist wie gemacht für Duchamps Werke. Es ist geformt wie ein Stück Kuchen, voller spitzer Winkel und spielt mit Perspektiven. Die Ausstellung fungiert als eine Art Pilgerstätte, die Duchamps Werk in exquisiter Anordnung als Artefakte präsentiert. Es ist eine Ausstellung für Gelehrte, fast frei von didaktischen Erläuterungen, was den Betrachter dazu veranlasst, Kontext zu liefern und vergangene sowie zukünftige Leben für die gezeigten Werke zu imaginieren.
Die Ausstellung zeigt Duchamps vielschichtige Persönlichkeit und seinen einflussreichen Einfluss auf die Kunstwelt. Duchamps präzises, wissendes und charmantes Auftreten wird durch Ausstellungsstücke wie sein Interview aus dem Jahr 1962 oder Andy Warhols Screen-Test von 1966 verdeutlicht. Sowohl als männliche als auch als weibliche Persona inszeniert, zeigt Duchamp sein Interesse an der Selbstmodellierung und der sprachlichen Natur seines Denkens zur Subjektivität. Durch die Ausstellung werden neue Perspektiven auf einen scheinbar bekannten Künstler eröffnet und die Notwendigkeit einer Neubewertung von Kanonfiguren und großen Erzählungen verdeutlicht.