Sie kommen aus fernen Ländern und wissen oft genau, was sie wollen. Juweliere, Schuhgeschäfte, Delikatessenläden und Parfümerien haben gute Gewinne von Besuchern aus den USA, Russland, Japan, den Golfstaaten, aber vor allem aus China erzielt. Die bayerische Einzelhandelsvereinigung hat erstmals eine Umfrage zum Einkaufsverhalten chinesischer Touristen durchgeführt. Chinesische Touristen geben laut der Umfrage in München durchschnittlich 513 Euro pro Tag aus und haben damit die starke Gruppe arabischer Einkäufer mit durchschnittlich 367 Euro täglich auf den ersten Platz verdrängt.
Chinesische Besucher interessieren sich nicht nur für Luxusgüter, sondern kaufen auch gerne in Kaufhäusern und Outlet-Geschäften im mittleren Preissegment ein. An erster Stelle auf ihrer Einkaufsliste stehen Lebensmittel, Kleidung und Kosmetik, aber auch Schuhe, Uhren und Schmuck. Die meisten chinesischen Touristen wissen bereits vor ihrer Ankunft, was sie kaufen wollen, und planen sorgfältig, welche Geschäfte sie besuchen möchten. Im Schnitt besuchen chinesische Touristen an jedem Einkaufstag vier Geschäfte, vorzugsweise im Münchner Stadtzentrum.
Bei der Vorbereitung ihres Besuchs verlassen sich chinesische Touristen nicht mehr auf traditionelle Reiseführer, sondern nutzen das Internet. Eine gute, idealerweise mehrsprachige Internetpräsenz, die den meisten deutschen Einzelhändlern noch fehlt, ist daher von entscheidender Bedeutung für den Handel vor Ort. Einzelhändler, die dieses Problem erkannt haben, helfen ihren internationalen Gästen, indem sie spezielle Einkaufsberater zur Verfügung stellen. Frankfurt Airport bietet diesen Service chinesischen Touristen seit 2012 kostenlos an.
Laut Serge Hoffmann, einem Einzelhandelsexperten von Bain Management Consultancy, ist die Zukunft für Luxuswarengeschäfte sehr positiv. Online-Handel wird seiner Meinung nach in Zukunft nie über 20 bis 30 Prozent des Einzelhandelsmarktes hinausgehen, da nichts das Einkaufserlebnis und die Verkaufsberatung in den Geschäften vollständig ersetzen kann. Daher werden Geschäfte und Einzelhändler weiterhin ein wichtiger Verkaufskanal für führende Hersteller von Luxusgütern bleiben.