Roula Khalaf, Chefredakteurin der FT, wählt ihre Lieblingsgeschichten in diesem wöchentlichen Newsletter aus. Die Bundesbank hat unter erheblichen Verlusten von 1 Mrd. Euro aufgrund ihrer umfangreichen Anleihenbestände gelitten und gewarnt, dass zukünftige Verluste ihre verbleibenden finanziellen Puffer aufzehren würden, da die deutsche Zentralbank mit den Auswirkungen steigender Zinsen kämpft. Joachim Nagel, Präsident der Bundesbank, erklärte auf einer Pressekonferenz, die am Mittwoch in Frankfurt stattfand, dass diese Verluste “letztendlich das Ergebnis der außerordentlich expansiven Geldpolitik der letzten Jahre” seien.
Die Bundesbank hat seit 2015 insgesamt 1 Billion Euro hauptsächlich deutsche Staatsanleihen im Rahmen der Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank erworben, gegen die Nagels Vorgänger Jens Weidmann mehrfach gestimmt hatte. Die Ausmaße der Anleihenkäufe der Zentralbank ließen die Preise der Anleihen steigen, was bedeutet, dass viele von ihnen negativ rentieren. Diese negativen Zinssätze, zusammen mit den jüngsten Zinserhöhungen der EZB, bedeuten, dass die Bank durch die wachsende Kluft zwischen den Zinsen, die sie an kommerzielle Banken für ihre Einlagen zahlt, und den Erträgen aus den Anleihen unter Druck gerät. Die Bundesbank deckte den letztjährigen Fehlbetrag von 1 Mrd. Euro durch das Anzapfen von Rücklagen, die in früheren Jahren gebildet worden waren. Erwartete Verluste in den kommenden Jahren würden wahrscheinlich die verbliebenen 19,2 Mrd. Euro an Rückstellungen und das 2,5 Mrd. Euro an Eigenkapital übersteigen.
Analysten warnten davor, dass Jahre aufeinanderfolgender Verluste die hart erarbeitete Glaubwürdigkeit der Bundesbank beeinträchtigen könnten. Ein rechtlicher Einspruch gegen die Anleihekäufe ist noch vor dem deutschen Verfassungsgericht anhängig. Nagel spielte die Verluste herunter und sagte, die Bundesbank könne “damit umgehen”. “Die Belastungen werden vorübergehen, danach werden wir wieder Gewinne erzielen.” Er fügte hinzu, dass die Bilanz der Bundesbank “solide” sei und keine Kapitalinjektion erforderlich sei, aber die Verschlechterung ihrer finanziellen Leistung sich auf die Einnahmen der deutschen Regierung auswirken würde. In den letzten zehn Jahren hat die Zentralbank mehr als 22 Mrd. Euro ihrer Gewinne an die Regierung ausgeschüttet.