Roula Khalaf, die Chefredakteurin der Financial Times, präsentiert in diesem wöchentlichen Newsletter ihre Lieblingsgeschichten. Am Dienstagmorgen durchsuchte die deutsche Polizei die Büros von DWS und deren Mehrheitseigentümer, der Deutschen Bank, im Rahmen einer Untersuchung von Vorwürfen des Greenwashings beim Vermögensverwalter. Etwa 50 Beamte trafen am Vormittag an den DWS-Standorten und den Zwillingstürmen der Deutschen Bank in der Innenstadt von Frankfurt ein und hielten bis zum Mittag Treffen mit Mitarbeitern ab, so Personen mit Kenntnissen über die Operation.
Anlass für die Untersuchung von DWS war eine ähnliche Untersuchung der US-amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC, die auf Vorwürfe von der ehemaligen DWS-Managerin Desiree Fixler zurückging. Fixler behauptete, dass das Unternehmen in seinem Jahresbericht 2020 irreführende Aussagen darüber gemacht habe, dass mehr als die Hälfte der 900 Milliarden Dollar des Unternehmens mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien investiert seien. Greenwashing – die irreführende Darstellung der Umweltbilanz von Unternehmen – ist zu einem der am heftigsten debattierten Themen im Investmentmanagement geworden.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft erklärte, dass die Durchsuchung auf Berichte in den internationalen und nationalen Medien zurückzuführen sei, wonach DWS als Vermarkter von sogenannten “grünen Finanzprodukten” diese als “grüner” oder “nachhaltiger” verkauft habe, als sie tatsächlich waren. Nach Prüfung seien ausreichend konkrete Beweise dafür aufgetaucht, dass entgegen den Angaben in den Verkaufsprospekten von DWS-Fonds ESG-Faktoren nicht bei einer Vielzahl von Investitionen berücksichtigt wurden.
Fixler, die bis zu ihrer Entlassung im vergangenen Jahr globale Leiterin für Nachhaltigkeit bei DWS war, erhob schwere Vorwürfe gegen das ESG-Risikomanagementsystem des Unternehmens. DWS änderte nach Fixlers Beschwerde seine ESG-Kriterien. In ihrem Jahresbericht 2021, der im März 2022 veröffentlicht wurde, meldete DWS nur 115 Milliarden Euro an “ESG-Vermögenswerten” für 2021 – 75 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, als angegeben wurde, dass 459 Milliarden Euro in “ESG-integrierten” Vermögenswerten waren.
Dieser Vorfall ist der erste, bei dem Polizei die Büros von DWS im Rahmen der Untersuchung betreten haben. Die Gruppe arbeitet bereits seit dem vergangenen Sommer mit den Behörden zusammen und hat Daten und elektronische Kommunikation zur Verfügung gestellt. Es ist erst einen Monat her, dass die Zentrale der Deutschen Bank von der Bundespolizei, Staatsanwaltschaften und BaFin-Vertretern durchsucht wurde, wegen separat ermittelter Vorwürfe, dass unbekannte Bankmitarbeiter möglicherweise gegen Geldwäschegesetze verstoßen haben.