Wie funktioniert die Negation in Sprache und wie sind die relevanten linguistischen Strukturen im Gehirn mit der Wahrnehmung verbunden? Diese Fragen werden innerhalb des Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1629 “Negation in Sprache und darüber hinaus” (NegLaB) an der Goethe-Universität Frankfurt gestellt, für den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) am 24. November 2023 finanzielle Mittel bewilligt hat. Gleichzeitig tritt ein weiterer SFB aus dem Bereich der Biochemie, der sich mit selektiver Autophagie – einem natürlichen Prozess, durch den Zellen defekte oder überflüssige Bestandteile gezielt beseitigen können – in seine dritte Finanzierungsphase ein. Beide Projekte werden zunächst für vier Jahre (weiter) finanziert. Die DFG hat zuletzt insgesamt vier SFB-Anträge von hessischen Universitäten genehmigt, davon drei Fortsetzungen.
Professor Bernhard Brüne, Vizepräsident für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer an der Goethe-Universität Frankfurt, gratulierte den Forschern, die am erfolgreichen Antrag beteiligt waren: “Wer ein großes Projekt wie einen Sonderforschungsbereich etabliert, muss kreative und umsetzbare Forschungsideen sowie ein starkes Netzwerk haben. Um Neues über Sprache und Denken zu entdecken, nutzt der neue SFB 1629 nicht nur die Strukturen der Goethe-Universität und die Verbindung von Philologie mit Philosophie und Didaktik. Es arbeitet auch mit Partneruniversitäten in Göttingen und Tübingen zusammen. Darüber hinaus freue ich mich natürlich, dass der SFB 1177 zur Autophagie verlängert wurde. Er war in den letzten Jahren außerordentlich produktiv und verspricht bedeutende Erkenntnisse in der Zukunft, die die Medizin einen großen Schritt vorwärts bringen können. Dank dieses Sonderforschungsbereichs ist Frankfurt in den letzten acht Jahren zu einem nationalen Netzwerkzentrum für die Autophagieforschung geworden.”
Die Negation ist eine grundlegende und einzigartige Eigenschaft der menschlichen Sprache. Sie ist fest im grammatikalischen System aller Sprachen verankert, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Die Negation beeinflusst verschiedene Bereiche der Grammatik sowie die Kognition als Teil eines komplexen Systems, was sich darin widerspiegelt, dass Kinder zwar relativ früh negative Äußerungen produzieren, aber viel länger brauchen, um alle Aspekte der Negation zu erwerben. Erwachsene finden es auch schwieriger, negative Sätze zu verarbeiten im Vergleich zu positiven Sätzen, angeblich aufgrund der Tatsache, dass der Inhalt eines positiven Satzes zunächst erarbeitet werden muss, bevor die Bedeutung seiner Negation interpretiert werden kann. Der SFB NegLaB zielt darauf ab zu erforschen, wie der Ausdruck der Negation sprachübergreifend mit grammatischen und nicht-linguistischen kognitiven Operationen verbunden ist, was die beteiligten Forscher erwarten, dass zu einem besseren Verständnis der Verbindungen zwischen sprachlicher Kompetenz und allgemeiner Kognition führen wird. Individuelle Projekte befassen sich mit Themen wie den Einflüssen der Negation auf Verhalten, Gedächtnis und Einstellung, der Rolle nicht-linguistischer kognitiver Fähigkeiten bei der negativen Verarbeitung von Kindern und den syntaktischen und morphologischen Interaktionen der Negation in einer Vielzahl von Sprachen, von Germanisch und Romanisch bis Bantu und Mabia. Mehrere Einrichtungen an der Goethe-Universität Frankfurt sind am neuen SFB beteiligt, darunter die Institute für Englische und Amerikanische Studien, Linguistik, Philosophie, Psycholinguistik und Didaktik der deutschen Sprache, Romanische Sprachen und Literaturen sowie die Fachbereiche Informatik und Mathematik. Partner sind das Seminar für Englische Philologie an der Universität Göttingen und das Institut für Psychologie der Universität Tübingen. Ein besonderes Merkmal des Projekts ist seine integrierte Graduiertenausbildung, in der junge Wissenschaftler für den akademischen und nicht-akademischen Arbeitsmarkt ausgebildet werden. Der SFB-Sprecher ist Prof. Dr. Cecilia Poletto. NegLaB erhält insgesamt eine Finanzierung von rund 9,3 Millionen Euro für drei Jahre und neun Monate. Hinzu kommt eine Pauschale von 22 Prozent der Gesamtkosten für indirekte Kosten aus den Projekten.
Der SFB zur selektiven Autophagie wurde 2016 ins Leben gerufen. Unter der Leitung der Goethe-Universität Frankfurt wird er nun zum zweiten Mal verlängert. Neben der Goethe-Universität sind die Universitäten Mainz, Tübingen, Freiburg, München und Heidelberg, das Max-Planck-Institut für Biophysik und das Max-Delbrück-Zentrum für Molekulare Medizin an diesem dritten Förderzeitraum beteiligt. Selektive Autophagie ist Teil des zellulären Müllentsorgungssystems, durch das defekte oder anderweitig schädliche zelluläre Bestandteile abgebaut und beseitigt werden. Sie spielt eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase und erfüllt wichtige Funktionen im Zusammenhang mit Alterung und Entwicklung. Wenn dieses System nicht ordnungsgemäß funktioniert, hat dies Auswirkungen auf den Beginn und den Verlauf vieler Krankheiten wie Krebs, Neurodegeneration und Infektionen. Das Forschungskonsortium untersucht die Autophagie auf molekularer und zellulärer Ebene, um herauszufinden, wie Dysfunktionen in Zukunft bekämpft werden könnten. Der Erfolg des Konsortiums wird durch den Einsatz modernster Technologien vorangetrieben, die konsequent erweitert und verfeinert wurden. Der dritte Förderzeitraum wird sich auf die Rolle der Autophagie bei neurodegenerativen Erkrankungen, Immunabwehr und Entzündungen konzentrieren. Andere interessierende Bereiche sind Prozesse wie Membranumbau und dynamischer Umsatz von Zellorganellen. Die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern ist von großer Bedeutung für das Konsortium, und in der ersten Förderperiode wurde zu diesem Zweck eine Forschungsgruppe eingerichtet, damit das damals noch junge Forschungsgebiet der Autophagieforschung weiter wachsen kann. Der SFB 1177-Sprecher ist Prof. Dr. Ivan Đikić. Das Zentrum erhält insgesamt eine Finanzierung von rund 13,5 Millionen Euro, einschließlich indirekter Kosten.