Die Frankfurter Schule, Teil 1: Warum fürchtete Anders Breivik sie? | Peter Thompson

Die Frankfurter Schule, Teil 1: Warum fürchtete Anders Breivik sie? | Peter Thompson

Als Anders Breivik im Juli 2011 seinen mörderischen Angriff in Norwegen startete, hinterließ er ein wirres Manifest, das nicht nur die Islamisierung Europas, sondern auch seine Untergrabung durch den kulturellen Marxismus der Frankfurter Schule angriff. Die Frankfurter Schule, offiziell das Institut für Sozialforschung, wurde an der Universität Frankfurt angegliedert, fungierte jedoch als unabhängige Gruppe von marxistischen Intellektuellen unter der Leitung von Felix Weil. Sie strebten danach, Marxs Gedanken über das hinauszuführen, was zu einer zunehmend dogmatischen und reduktionistischen Tradition geworden war, die von Stalinismus und Sozialdemokratie dominiert wurde. Berühmt suchten sie eine Verbindung zwischen marxistischer Sozialanalyse und freudianischen psychoanalytischen Theorien, um die Wurzeln des menschlichen Verhaltens in der modernen Konsumgesellschaft sowie den Aufstieg des Faschismus in den 1930er Jahren zu erforschen.

Die Frankfurter Schule kehrte zu Marx’ frühen theoretischen Werken aus den 1840er Jahren zurück und griff seine humanistischen Impulse auf, die in den Deutsch-Französischen Anwälten und in seiner Korrespondenz mit Arnold Ruge zu finden sind. Marx’ Ideen über den Materialismus und seine Auswirkungen in der Welt waren noch in der Entstehung und er war noch nicht der ökonomische Theoretiker, der er später werden sollte. Zentral war die Idee einer Bewusstseinsreform, die für die Frankfurter Schule zum zentralen Arbeitsprinzip wurde. Hierbei spielte die psychoanalytischen Kategorien von Freud eine wichtige Rolle, da sie gut mit der marxistischen Dialektik des historischen Kampfes und der Lösung zusammenpassten.

Die Frankfurter Schule sah die Religion nicht nur als Opium des Volkes, sondern auch als Schatz der Hoffnung, der für die Menschen unverständlich geworden war. Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit war es, Menschen zur Reflektion über ihre eigenen Vorurteile und Verhaltensweisen in einer sozialen Kontext zu bewegen. Sie erforschten, warum Menschen dazu neigen, sich gegenüber anderen Personen abzugrenzen bis hin zur Völkermord. Breivik wird in diesem Zusammenhang als das Paradebeispiel der autoritären Persönlichkeit betrachtet, wie sie auch in Adornos Werk “Die autoritäre Persönlichkeit” beschrieben wird. Während viele hofften, dass die Einfluss der Frankfurter Schule so tief wie Breivik befürchtet hatte, blieb ihre Arbeit bis heute von großer Bedeutung für die sozialen Wissenschaften und die Philosophie.

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