Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild, präsentiert vom Museum Angewandte Kunst, ist die erste Ausstellung, die dem privaten Sammler und Mäzen gewidmet ist sowie seiner ehemaligen Kunstsammlung. Die Ausstellung konzentriert sich auf den Verkauf der Sammlung an die Stadt Frankfurt am Main aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung im Jahr 1938, den anschließenden Transfer der handwerklichen Stücke an das Museum für Kunsthandwerk (heute Museum Angewandte Kunst) und die Rückgabe eines Großteils der Sammlung an die rechtmäßigen Erben nach dem Zweiten Weltkrieg.
Maximilian von Goldschmidt-Rothschild war der einzige Mensch jüdischer Herkunft, der von Kaiser Wilhelm II. als preußischer Baron geadelt wurde. Er konnte beruflichen Erfolg, Bildung und philanthropisches Engagement miteinander vereinen. Als leidenschaftlicher Kunstsammler stand er mit Museumsdirektoren und Kunsthändlern in ganz Europa in Kontakt. Seine private Sammlung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts über 1500 Objekte umfasste, galt als eine der bedeutendsten Sammlungen in Deutschland.
Im Jahr 1938 zwang ihn die nationalsozialistische Verfolgung dazu, nicht nur die Sammlung, sondern auch seinen Wohnsitz, das Rothschild Palais, an die Stadt Frankfurt zu verkaufen. Das Palais und damit der handwerkliche Teil der Sammlung wurden zum Museum für Kunsthandwerk II. Das Städel Museum erhielt die Gemälde der Sammlung, und das Liebighaus übernahm die Skulpturen. Dieser Kauf durch die Stadt Frankfurt war wahrscheinlich der sensationellste Fall von Kunst- und Besitzübernahme in Frankfurt während der NS-Zeit.
Ursprünglich widersetzten sich die Stadt Frankfurt und die Museumsdirektoren, die auch nach dem Nationalsozialismus noch das Sagen hatten, vehement dem Ansinnen der Erben auf Rückgabe der Sammlung nach 1945. Anfang 1949 gab die Museen schließlich einen Großteil der Kunstobjekte im Rahmen einer Vereinbarung zwischen den Erben und der Stadt Frankfurt zurück. Im Jahr 1950 wurden zahlreiche Objekte bei zwei großen Auktionen in New York verkauft und anschließend von amerikanischen Kunsthändlern auf Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt verteilt. Bis heute verleiht die Herkunft der ehemaligen Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild diesen Objekten einen besonderen Provenienzwert.
Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild ist die aufwändigste Ausstellung des Museums sowohl in Bezug auf Entwicklung als auch auf Umsetzung. Die Sammlung und ihre Geschichte spiegeln sich in der Geschichte des Museums Angewandte Kunst wider. Die neuesten Ergebnisse der Herkunftsforschung, die im Museum durchgeführt wurde, bilden die Grundlage für eine kritische Betrachtung der eigenen Geschichte der Institution. In der Ausstellung werden sowohl Objekte präsentiert als auch hinterfragt, die noch Teil des Bestands des Museums sind.
Internationale Leihgaben von renommierten Museen und Privatsammlungen bereichern die Präsentation: seltene mittelalterliche Reliquien, wertvolle Stücke frühneuzeitlicher Handwerkskunst (Gefäße, Silberkelche, Utensilien, Skulpturen, Majolika, emailliertes Glas, Porzellan, Miniaturen und Schnupftabakdosen), aber auch exquisite Gemälde alter Meister sowie Louis-XV-Möbel. Die Kontextualisierung der Kunstobjekte und der Geschichte der Sammlung im Spannungsfeld zwischen “Lücke” und “Rekonstruktion” bildet den ästhetischen Ausgangspunkt. Für Frankfurt am Main hat diese historisch (und kulturell) aufgeladene Ausstellung eine große (kunst)historische Bedeutung. Sie ist auch der erste Versuch, die zeitgenössischen globalen Verbindungen zwischen den Exponaten und ihrer Herkunft herzustellen.
Um den Prozess der Grundsteinlegung für einen Weg des Erinnerns in die Zukunft zu verdeutlichen, wurde für die Ausstellung eine multimediale App entwickelt. Besucher können virtuelle und auditive Elemente sowie Augmented Reality nutzen, um Teile der Geschichte der Sammlung von Maximilian Goldschmidt-Rothschild zu rekonstruieren und zusätzliche Informationen in das heutige Museum zu projizieren. Die Kuratoren der Ausstellung sind Katharina Weiler und Matthias Wagner K, der Direktor des Museums ist Matthias Wagner K, und der Pressesprecher ist Natali-Lina Pitzer.