Bis 1923 hatten die Schusswechsel in den meisten Teilen Europas aufgehört. In Deutschland jedoch war eine Gruppe junger Akademiker der Meinung, dass die sozialen Umwälzungen nach dem Ersten Weltkrieg immer noch das Potenzial hatten, eine Katastrophe zu produzieren. Sie empfanden, dass ein Institut für Sozialforschung ein notwendiger Schritt war, um dieser Herausforderung zu begegnen. Die Idee, ein solches Institut in Frankfurt zu gründen, entstand bereits in den frühen 1920er Jahren. Felix Weil, Max Horkheimer und Friedrich Pollock sahen eine Einrichtung vor, die theoretische und empirische Forschung über die Gesellschaft betreiben sollte, um ein humaneres und gerechteres Modell für die Zukunft zu finden. Carl Grünberg gab dem Institut 1923 eine marxistische Ausrichtung, während Max Horkheimer später eine interdisziplinäre Herangehensweise einführte, die verschiedene Disziplinen wie Soziologie, Wirtschaftswissenschaften und Literatur vereinte.
Die Arbeit des Instituts begann öffentlich im Jahr 1923 mit der “Ersten Marxistischen Arbeitswoche”, an der viele sozialistische Intellektuelle teilnahmen. Durch die Jahre hinweg wurde am Institut an der Aufarbeitung der Schriften von Marx und Engels gearbeitet, was 1927 zur Veröffentlichung des ersten Teils der Gesamtausgabe führte. In den 1930er Jahren entwickelte das Institut eine Kritische Theorie, die eine marxistisch inspirierte Herangehensweise an die Erforschung von Gesellschaft und Kultur war. Diese Theorie hatte das Ziel, die zugrunde liegenden Machtstrukturen der Gesellschaft aufzudecken und herauszufordern. Das Institut blieb während seines Exils in den Vereinigten Staaten produktiv und veröffentlichte bedeutende Werke wie die “Dialektik der Aufklärung” von Horkheimer und Adorno, in der die Beziehung zwischen Aufklärung und Totalitarismus untersucht wurde.
Nach dem Krieg musste das Institut entscheiden, ob es in den USA bleiben oder nach Frankfurt zurückkehren sollte. Die Jahre in Exil waren von großer Produktivität geprägt, aber auch von den Herausforderungen des sozialen Wandels. Das Institut kehrte schließlich nach Frankfurt zurück und etablierte sich als führende Forschungseinrichtung, die sich mit gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzte. Die aktuellen Bemühungen des Instituts unter der Leitung von Stephan Lessenich zielen darauf ab, die Verbindungen zur alten Kritischen Theorie zu betonen und sie in die aktuelle Forschung zu integrieren. Lessenich strebt an, eine globalisierte Kritische Theorie zu entwickeln, die sich aktiv für soziale Gerechtigkeit und Alternativen zum aktuellen System einsetzt.