Masken, Ausgangssperren, Untergrundpartys – Carl Nielsens Maskarade war vielleicht noch nie so aktuell. Basierend auf Ludvig Holbergs Theaterstück von 1724 erzählt es von den jungen Liebenden Leander und Leonora, die sich auf einem Maskenball verlieben, obwohl sie beide mit Personen verlobt sind, die sie nie getroffen haben. Dazu kommen zwei wütende Väter, eine nach Partys dürstende Mutter und clevere Diener, und am Ende löst sich alles glücklich in Champagner auf. Es ist wie Figaro trifft auf Fledermaus, mit einem starken politischen Unterton von Klasse und Generationen. Holbergs Charaktere sind über ein halbes Jahrhundert vor Beaumarchais schockierend zeitgemäß – jenseits des Spaßes und der Frivolität scheint der Text zu sagen, dass die Maskerade als demokratischer Ausgleich dient, um den erstickenden Strukturen der Gesellschaft zu entkommen. Die geistreichen Tiefe des Librettos passen ideal zu Nielsens funkelnder neoklassischer Partitur, und da alle Beteiligten so viel Spaß bei der Aufführung haben, ist es schwer zu verstehen, warum diese Oper so selten aufgeführt wird.
Regisseur Tobias Kratzer verzichtet in seiner neuen Produktion der Oper Frankfurt auf die commedia dell’arte Archetypen des Stücks und verlegt die Handlung stattdessen fest in die Gegenwart. Das Stück wird in einer neuen deutschen Übersetzung von Martin Berger gesungen, wobei der Text leicht zeitgemäß ist und gleichzeitig die Reimpaare des Originals bewahrt. Obwohl das graue Einheitsset und die monochromen Kostüme (wenn die Charaktere nicht in verschiedenen Stadien der Entkleidung sind) klischeehaft sind, bewältigt Kratzer die komplexe Handlung bewundernswert klar. Er schafft es auch, von seiner Besetzung eine disziplinierte körperliche Komik zu bekommen, die Elemente von Slapstick und Surrealismus mischt – ich habe selten gesehen, dass ein Publikum so sehr gelacht hat. Die Produktion ist clever und kompetent, aber nicht aufschlussreich, aber sie dient als nette Einführung in die Oper und sollte für zukünftige Wiederaufführungen gut geeignet sein.
In den Rollen von Leander hatte Michael Porter in den ersten beiden Akten einen charmant jugendlichen Tenor gezeigt, der in der finalen Aufführung von Nielsens rauschhaft lyrischer Musik wunderschön erblühte. Porter zeigte auch eine feine Bühnenpräsenz, die völlig natürlich in der anspruchsvollen Komik der Produktion war. Monika Buczkowskas scharfer Sopran war als Naivling-Lead zu aggressiv, die Wirkung ihrer hohen Töne war beeindruckend, aber sie passten nicht gut zu den anderen Darstellern. Das war besonders true in Szenen mit Barbara Zechmeister, die als ihre Zofe Pernille fast unhörbar war. Die jungen Liebenden erleben den höchsten Missfallen ihrer Eltern, angeführt von Alfred Reiters missbilligendem Jeronimus – warum könnten die Dinge nicht so sein wie früher, als Männer Männer waren, Frauen Frauen, und Diener an ihren Platz gehörten? Trotz der perfekten Inkarnation des konservativen Alterns klang Reiters Bass trocken und schlecht projiziert.
Susan Bullock hat die Show gestohlen und ihre comic-hafte Seite als Magdelone gezeigt, die sich Jeronimus’ tyrannischer Herrschaft widersetzt, um zu trinken und fröhlich zu sein. Bullock, die in Frankfurt zuvor als Brünnhilde und Isolde zu sehen war, fehlte es an der tiefen Tonlage für das, was im Grunde eine Charakter-Mezzo-Rolle ist, aber sie hatte so viel Spaß auf der Bühne, dass sie absolut die Show gestohlen hat. Die Abenteuer der jungen Liebenden sorgen für den höchsten Missbilligung von ihren Eltern, angeführt von Alfred Reiters missbilligendem Jeronimus – warum können die Dinge nicht so sein, wie sie früher waren, als Männer Männer waren, Frauen Frauen, und Diener an ihrem Platz blieben? Trotz der perfekten Inkarnation des physischen Konservatismus klang Reiters Bass trocken und schlecht projiziert.