Es war ein Abend voller Emotionen im Olympiastadion in Rom. Ein Abend, der neben dem praktisch bedeutungslosen Sieg von Eintracht im Olympiastadion den Kontrast zwischen zwei Gruppen von Fans und was die Europa League für jeden bedeutet, aufzeigte. Die Fans aus Frankfurt waren in der Mehrheit im Olympiastadion. Einigen Berichten in Italien zufolge wurden am Morgen des Spiels nur 12.000 Tickets verkauft, von denen 10.000 an die Besucher gingen. Laut dem Bericht kamen die Lazio-Fans aufgrund der vergleichsweise niedrigen Temperatur nicht zum Spiel. Die Kälte störte die Fans im Auswärtsblock sicherlich nicht, die trotz der Bemühungen der Lazio-Ultras viel lauter waren.
Es war jedoch auch ein Tag der Spannungen. Schwere Polizeipräsenz war im Zentrum Roms zu spüren, mit mehreren Helikoptern und bewaffneten Kräften, die an der Operation teilnahmen. Fünf Eintracht Frankfurt-Fans wurden Berichten zufolge vor dem Spiel verhaftet. Zwei Fans aus Deutschland wurden später nach Auseinandersetzungen mit Lazio-Fans ins Krankenhaus gebracht. Die Spannungen zwischen den beiden Fangruppen haben politische Wurzeln. Die Ultras von Eintracht Frankfurt unterhalten eine Freundschaft mit einer ähnlichen Gruppe, die mit dem italienischen Verein Atalanta verbunden ist. Die Ultragruppen von SGE und Atalanta werden mit der politischen Linken in Verbindung gebracht, während die Hardcore-Fangruppen von Lazio größtenteils als extrem rechts angesehen werden. Anti-Lazio-Aufkleber in italienischer und deutscher Sprache waren im Stadtzentrum zu sehen.
Als das Spiel begann, fühlte es sich an, als wäre nur eine Gruppe von Fans anwesend. Pyrotechnik füllte den Auswärtsblock, sobald der Schiedsrichter pfiff, und die lauten Gesänge der Eintracht-Fans waren die einzigen, die gehört wurden. Die Ultras von Lazio versuchten, sie mit Pfiffen mehrmals zu übertönen, aber vergeblich. Nach einer torlosen ersten Halbzeit gelang es Lazio, den Bann zu brechen, als Joaquin Correa in der 56. Minute die Führung erzielte. Das spornte die Unterstützer von SGE jedoch nur an, und neun Minuten später kam der Ausgleich, als Mijat Gacinovic zwei Lazio-Spieler dribbelte und den Ball wunderschön in die obere Ecke schoss. Sechs Minuten später versetzte Sebastian Haller die SGE-Fans in Ekstase, als er eine großartige Vorlage von Gacinovic verwertete. Die Party war im Gange. Als das Spiel zu Ende ging, begannen die mitgereisten Fans ihr Hymne zu singen, genannt “In The Heart Of Europe”, ein Liebeslied an ihr Team und ihre Stadt. “Ihr seid wunderbar, ihr seid fantastisch”, sagte Eintracht Frankfurt-Präsident Peter Fischer über das Lautsprechersystem des Stadions. Es war ein passendes Ende für eine Nacht, in der dieses Eintracht Frankfurt-Team sowohl auf als auch neben dem Platz gefeiert wurde. “Wer hat überhaupt das Spiel gesehen”, fragte ein Journalist nach der Pressekonferenz von Adi Hütter einen Kollegen. “Heute ging es nur um die Fans auf den Rängen.”
