Grand Hotel Abgrund: Die Leben der Frankfurt Schule – Rezension | Geschichtsbücher

Grand Hotel Abgrund: Die Leben der Frankfurt Schule – Rezension | Geschichtsbücher

Europa ist zerstritten, die Währung scheitert, die Wirtschaft ist herausgefordert, populistische Parteien sind im Aufwind, die Linke ist gespalten, Migration aus dem Osten, eine Atmosphäre der Angst kombiniert mit sozialer und sexueller Liberalismus. In dieser Zeit der Parallelen zwischen dem heutigen Großbritannien und dem Deutschland der 1920er Jahre könnte es interessant sein, die postkriegsdeutschen Denker der Frankfurter Schule für Sozialforschung zu studieren. Die Schule, eine Art marxistisches Denkfabrik, bestehend aus Persönlichkeiten wie Max Horkheimer, Theodor Adorno, Herbert Marcuse und Erich Fromm, widmete sich der kritischen Analyse des Kapitalismus und seiner technokratischen Systeme.

Die Frankfurter Schule betonte die Art und Weise, wie Konsumismus und Massenkultur – vom Film über das Fernsehen bis hin zur Popmusik – uns in einen angenehmen ideologischen Schlaf versetzen. Durch ihre Arbeiten wurden alle Aspekte der Kultur ernsthaft untersucht. Adorno und Horkheimers “Die Dialektik der Aufklärung” sowie Adornos “Die Autoritäre Persönlichkeit” waren wichtige Werke, die den Mythos des Fortschritts entlarvten und die Ursachen für Hitlers Machtübernahme in Deutschland untersuchten.

Die Philosophie der Frankfurter Schule, auch als kritische Theorie bekannt, ist auch heute noch von Bedeutung und erreicht Bereiche, die oft von anderen Zweigen der Universität vernachlässigt werden. Schriftsteller wie John Berger und Geoff Dyer haben die Ideen der Frankfurter Schule einem breiteren Publikum nähergebracht. Trotz ihrer schwer verdaulichen Arbeit bleibt die kritische Theorie der Frankfurter Schule lebendig.

Der Biograf Stuart Jeffries gibt in seinem Buch “Grand Hotel Abyss” einen Einblick in das Leben und das Werk der Frankfurter Schule. Er konfrontiert ihre Ideale mit ihrer tatsächlichen politischen Beteiligung, insbesondere in turbulenten Zeiten wie den 1960er und 70er Jahren. Trotz ihrer pessimistischen Sichtweise auf die Welt haben einige Mitglieder wie Herbert Marcuse und Jürgen Habermas Hoffnung auf Veränderung und Fortschritt bewahrt.

Insgesamt zeigt Jeffries’ Biografie, dass die Frankfurter Schule trotz ihrer intellektuellen Pessimismus und negativen Dialektik eine bedeutende intellektuelle Erbschaft hinterlassen hat. Ihr Werk bleibt auch heute noch relevant und inspirierend.

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