Um zu verstehen, worüber wir sprechen, beginnen wir mit einem Beispiel. Der ehemalige National Party-Führer Barnaby Joyce hat kürzlich einige Kommentare zur Zusammensetzung des Voice to Parliament gemacht. Er äußerte Bedenken über die Gehälter der Mitglieder und deren Auswahl durch das Volk. Diese Situation verglich er mit einem House of Lords, wo Gruppen von Menschen ausgewählt werden, die sich nicht verstehen würden. Joyce wurde von vielen als purer Unsinn abgetan, was die Frage aufwirft, ob wir Bullshit als vollwertiges philosophisches Konzept erkennen.
Der bekannte Philosoph Harry G. Frankfurt verfasste 2005 das Buch “On Bullshit”, das sich schnell zu einem Bestseller entwickelte, obwohl es auf den ersten Blick wie ein Witz aussah. Frankfurt definierte darin Bullshit als Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheit, im Gegensatz zum bloßen Lügen. Er argumentierte, dass Bullshitter nicht die gleichen Regeln wie Lügner befolgen und die Wahrheit ignorieren. Bullshit sei daher eine größere Gefahr für die Wahrheit als Lügen.
Frankfurts Analyse geht weiter und unterscheidet zwischen Wahrheitssagenden, Lügnern und Bullshittern. Letztere kümmern sich nicht um die Konsequenzen ihrer Handlungen und sind eher darauf bedacht, ein bestimmtes Bild von sich selbst zu vermitteln, um politische Vorteile zu erzielen. Bullshit kann daher eine größere Bedrohung für die Demokratie sein als Lügen, da es die Grundlage von Fakten und Verantwortlichkeit untergräbt.
Die Entstehung von Bullshit und dessen Beliebtheit erklärt Frankfurt jedoch nur ansatzweise. Er argumentiert, dass Bullshit entsteht, wenn jemand ohne Wissen spricht. Dies erklärt jedoch nicht, warum Bullshit heutzutage so weit verbreitet ist. Die Medien spielen oft eine Rolle, indem sie kontroverse Aussagen verbreiten und somit zu einer Spirale der Aufmerksamkeit führen, wie es im Kontext von Barnaby Joyce beobachtet werden kann.
Abschließend lässt sich sagen, dass Frankfurt zwar die Konzeption von Bullshit als philosophisches Thema vorangetrieben hat, aber seine Analyse möglicherweise nicht den aktuellen Trends und der Dynamik in der Verbreitung von Bullshit in der Gesellschaft gerecht wird. Sie scheint auch Hofstadters Beschreibung des paranoiden Stils in der Politik und den Einfluss von sozialen Medien auf die Verbreitung von Unsinn zu übersehen.