In den westlichen Vororten von Frankfurt bereiten Bagger auf einem Grundstück zwischen einer Autobahn und einem bewaldeten Park den Boden für 400 neue Wohnungen vor. Die gegenwärtige Aktivität auf der Baustelle in Deutschland ist ein seltenes Zeichen für eine Branche, die auf einen Rückgang der Zinssätze wartet, um wieder auf die Beine zu kommen. Die städtische Wohnungsgruppe ABG Holding Frankfurt und ihr Finanzpartner LBBW Immobilien hatten das Projekt genehmigt, bevor sich die Lage für den Bausektor verschlechterte. Die Kosten für Baumaterialien sind aufgrund der Corona-Pandemie und der russischen Invasion der Ukraine gestiegen, was zu einer rapiden Inflation geführt hat. Doch es könnte ein Hoffnungsschimmer in Sicht sein, da die Europäische Zentralbank plant, die Zinssätze zu senken, wenn ihre Gouverneure am Donnerstag zusammentreffen.
Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen ist vollständig eingebrochen, während die Kosten für den Bau gestiegen sind. Ohne Zinssenkungen wird sich die Situation nicht ändern, so Frank Berlepp von LBBW Immobilien. Die Zahl der genehmigten Wohnungen sank im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2012, und es wird erwartet, dass sich die Situation nicht wesentlich verbessern wird. Die Einführung von variablen Zinssätzen hat die Kreditrückzahlungen für viele erschwert, wie im Fall von Siobhan Mortimer aus Irland, die ihren Job während der Pandemie verloren hat und Schwierigkeiten hat, ihre Hauskredite in Dublin zu bedienen. Die Hoffnung besteht darin, dass die Zinssätze schneller sinken.
Analysten wie Jochen Moebert von der Deutschen Bank glauben, dass die dunkelsten Tage des Immobiliensektors in Deutschland bis Ende 2024 vorbei sein könnten. Die Stabilisierung der Genehmigungen und die positiven Auswirkungen aktueller Regierungsbeschlüsse könnten dazu beitragen. Ein Boom wie zwischen 2009 und 2022 wird jedoch vorerst nicht wieder eintreten. – AFP
