Nach einer langen Nacht in Frankfurt, nach einem Kampf mit der Schweiz und einem rutschigen Spielfeld, fand Deutschland ihren Helden. Niclas Fullkrug stammt nicht aus der Ahnenreihe der großen deutschen Stürmer der Vergangenheit. Er ist weder ein Jürgen Klinsmann noch ein Miroslav Klose. Fullkrug, 31, war nie besonders modisch. Er hat seine Clubkarriere zwischen der Bundesliga und der zweiten Liga verbracht und sein Platz im Kader von Julian Nagelsmann ist eine Reaktion auf den Mangel an Nummer 9-Stürmern im Land. Aber genug davon, was Fullkrug nicht ist. Was er ist, ist ein bärenstarker Mittelstürmer mit einem unkomplizierten Instinkt. Seit seinem Aufstieg mit Werder Bremen in der Saison 2021-22 und seinem Wechsel zu Borussia Dortmund ein Jahr später für 13 Millionen Euro, ist er schlauer geworden, zuverlässiger und besser darin geworden, die vermuteten Grenzen seines Talents zu überwinden.
Und zum Glück haben Deutschland ihn. Am Sonntagabend erzielte er sein 13. Tor für sein Land, und sieben davon als Einwechselspieler. Kein europäischer Spieler hat derzeit in großen Wettbewerben mehr Tore von der Bank aus erzielt. Sein 13. — und wichtigstes — Länderspieltor rettete ein 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz an einem Abend, an dem ihre hellsten Lichter nicht glänzten. Es war die Ironie der Situation. Fullkrug ist beim Publikum beliebt, weil er die Gewohnheit hat, Tore für die Nationalmannschaft zu schießen. Das gewinnt immer Freunde. Aber er ist bescheiden und sympathisch, mit einem lückenhaften Lächeln und einer ungezwungenen Wertschätzung für das Privileg, Fußballprofi zu sein.
Er ist schlicht und ehrlich. Er wurde erst während der Vorbereitungsspiele vor der Weltmeisterschaft im November 2022 A-Nationalspieler, als er drei Monate von seinem 30. Geburtstag entfernt war, und hat in den Jahren seitdem nur wenige der Anmaßungen eines Profisportlers angenommen. Bemerkenswerterweise erzielt er im Durchschnitt alle 57 Minuten ein Tor für Deutschland. Ebenso bemerkenswert ist die Leichtigkeit, mit der er diese Auszeichnungen abtut und bleibt, was Fans und Schriftsteller oft als “normal” beschreiben.
Sein Tor gegen die Schweiz war technisch perfekt. Er kämpfte sich durch eine Abwehr, die Deutschland den ganzen Abend über vereitelte, und donnerte den Ball von David Raum oben ins Eck. In der Folge schien Fullkrug entspannter zu sein, als er die technischen Vorzüge von Raums Flanke beschrieb. Das Tor von Fullkrug hielt die Energie in Frankfurt aufrecht und ließ Deutschland weiter an sich glauben.
Die deutsche Nationalmannschaft bei der Euro 2024 ist keine perfekte Mannschaft, und der Sonntagabend hat daran erinnert. Aber positive Energie und Zusammenhalt sind starke Energien im Sport und Dank Fullkrug, dem ungewöhnlichen Helden, der weiterhin wichtig ist und den Unterschied macht, haben Nagelsmann und seine Spieler immer noch diese wertvollen immateriellen Güter.