Die Chefredakteurin des FT, Roula Khalaf, wählt ihre Lieblingsgeschichten in diesem wöchentlichen Newsletter aus. Letzte Woche durchsuchte die Polizei mehr als 20 Büros und Räumlichkeiten im Rahmen einer umfangreichen Untersuchung wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Vertrauensbruch bei der umstrittenen deutschen Immobiliengruppe Adler Real Estate. Zeitgleiche Razzien in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Monaco, Portugal, Luxemburg und im Vereinigten Königreich betrafen 21 Büros, eine Anwaltskanzlei und andere Immobilien, darunter die von Cevdet Caner, einem österreichischen Immobilienmagnaten, der in Monaco lebt.
In Deutschland allein nahmen 175 Staatsanwälte und Beamte des Bundeskriminalamts BKA an den Razzien teil, so die Staatsanwaltschaft in einer Pressemitteilung. Obwohl die Pressemitteilung weder Adler Real Estate noch Caner beim Namen nannte, bestätigten beide die Razzien gegenüber dem Financial Times. Die drastische Maßnahme der Strafverfolgungsbehörden markiert eine erhebliche Eskalation in einen Bilanzskandal bei der in Berlin ansässigen und in Frankfurt gelisteten Immobiliengruppe. Die Aktien der Adler Group, der in Luxemburg ansässigen Holdinggesellschaft des Immobilienunternehmens, sind in den letzten zwei Jahren fast vollständig eingebrochen und wurden am Mittwoch mit 0,43 € gehandelt. Die Holding hatte in diesem Zeitraum 2,9 Mrd. € an Marktkapitalisierung verloren.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft richtet sich gegen mehrere Personen im Alter von 38 bis 66 Jahren wegen mutmaßlicher Straftaten in den Jahren 2018 bis 2020, so die Behörde in ihrer Pressemitteilung. Die meisten Verdächtigen sind ehemalige leitende Manager von Adler Real Estate, wie mit der Untersuchung vertraute Personen der FT berichteten. Caners Anwalt aus Berlin bestätigte, dass die Räumlichkeiten seines Mandanten in Monaco und London durchsucht wurden. Caner sagte, er sei “glücklich” über die formelle Untersuchung, da er endlich “bewusst ist, worum es bei den Anschuldigungen geht”. Adler Real Estate erklärte, dass die Ermittlungen nicht gegen Vorstandsmitglieder gerichtet seien.