Trump, Scorsese und die Theorie der Rackets-Gesellschaft der Frankfurter Schule

Trump, Scorsese und die Theorie der Rackets-Gesellschaft der Frankfurter Schule

Die Frankfurter Schule wusste, dass Trump kommen würde, wie eine in The New Yorker am 5. Dezember 2016 veröffentlichte Essay von Alex Ross feststellte. In der Nachbetrachtung hat die Frankfurt School viel Lob für ihre Voraussicht erhalten, insbesondere im Hinblick auf die Kulturindustrie, die autoritäre Persönlichkeit, die Techniken rechter Agitatoren und Antisemitismus. Ein Aspekt ihres Erbes, der jedoch oft übersehen wird, ist ihre Analyse einer “Bandengesellschaft”, die den unerwarteten Aufstieg des Faschismus erklärt. Dieser Aspekt gewinnt an aktueller Bedeutung, wenn man einen Umweg über Martin Scorseses hochgelobten Film “The Irishman” aus dem Jahr 2019 macht, der die Karriere des Auftragsmörders Frank Sheeran und seine Verstrickungen mit der Mafia beleuchtet.

“The Irishman” beleuchtet eine Welt, in der Mafia-Praktiken und -Sitten viele andere Institutionen durchdrungen haben, wie die Gewerkschaftsbewegung und das Justizsystem. Die Verschmelzung von Politik und Kriminalität führt dazu, dass auch Politiker wie John F. Kennedy und Richard Nixon in die Machenschaften verwickelt sind. Dies spiegelt die Idee einer “Bandengesellschaft” wider, die die Frankfurter Schule in den späten 1930er Jahren entwickelte, um die Machtstrukturen des Faschismus zu erklären. Die Modellierung von Beziehungen nach dem Muster von Patronen und Klienten, anstelle von universalen moralischen Normen und abstrakter Rechtsstaatlichkeit, hebt eine Gesellschaft hervor, in der persönliche Loyalität durch Schutzbeziehungen gefestigt wird.

Die Konzepte der Frankfurter Schule zur “Bandengesellschaft” haben auch Bezüge zur aktuellen politischen Situation, insbesondere in den Vereinigten Staaten, wo Donald Trump als ein Protagonist in einer Schutzracketenerzählung angesehen wird. Seine Verbindungen zu shady characters und sein Verhalten passen perfekt in das Bild eines Kriminellen im Weißen Haus. Sein Widerstand gegen die Regeln des Rechtsstaats, seine Verbindungen zu oligarchischen Kreisen und seine Behandlung von Verbündeten wie Mitgliedern einer Schutzrackete unterstreichen die Parallelen zur von der Frankfurter Schule analysierten Bandengesellschaft. Die Analyse des Essays zieht auch Parallelen zu anderen Gesellschaften, die von Rackets geprägt sind, wie gescheiterte Staaten und korrupte politische Systeme, die weit verbreitet sind.

Obwohl die “Bandengesellschaft” -Analyse der Frankfurter Schule nicht alle Facetten der aktuellen politischen Situation einfängt, bietet sie dennoch Einsichten in die unmittelbare Dialektik von Dominanz und Schutz in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten. Sie verdeutlicht, warum “The Irishman” als Prototyp des zeitgenössischen Films angesehen werden kann und darauf hinweist, dass eine Figur wie Trump, die sowohl die Mafia- als auch die politische Welt bewohnt, von dieser fatalen Interaktion profitiert hat. Letztendlich bietet der Vergleich von “The Irishman” mit einem anderen großen Film über Gewerkschaftsverbrechen, “On the Waterfront”, eine Reflexion über den aktuellen Zustand der Welt, in der wir leben.

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