In ganz Deutschland haben die Deutschen in der vergangenen Woche den Karneval gefeiert, der für seine Umzüge, Trinkgelage und bunten Kostüme im Vorfeld der Fastenzeit bekannt ist. Es herrscht eine weit verbreitete Einstellung, dass die Deutschen an diesen fünf Tagen ihre strengen kulturellen Normen ablegen können und eine “alles ist erlaubt” Politik annehmen können. Bilder einiger der rassistischeren Aspekte des Karnevals, wie z.B. die Verwendung von Blackface oder “chinesischen” Kostümen mit konischem Hut, stoßen jedes Jahr sowohl in der Mainstream-Kultur als auch bei der wachsenden asiatischen und afrodeutschen Gemeinschaft auf Widerstand. Das Gleiche gilt jedoch nicht für die Fülle von “Native American” Kostümen, die in Deutschland eine äußerst beliebte Wahl sind.
Es handelt sich oft um eine Wilde Westen Darstellung von Indianern, die seit den 1800er Jahren in Deutschland sehr populär ist. Sogar gut ausgebildete und aufgeschlossene Deutsche verteidigen oft sowohl die Karnevalskostüme als auch das Hobbythema der Native Americans mit der Begründung, dass sie eine Gruppe von Menschen “ehren”, mit denen sie normalerweise nie in Kontakt gekommen sind. Es gibt Menschen, die sich selbst als “plastische Schamanen” bezeichnen, die manchmal Monate oder sogar Jahre damit verbringen, verschiedene indigene religiöse Praktiken zu erlernen und sich dann als Heiler und spirituelle Führer ausgeben. Dies wird als eine Form des modernen Kolonialismus angesehen und als problematisch betrachtet.
Warum ist die kulturelle Aneignung von Native Americans in Deutschland so viel verbreiteter als in anderen Nationen, die keine direkte Verbindung zum Völkermord an nordamerikanischen Ureinwohnern haben? Die Frage nach unsensiblen Rassismus und Trauma spielt eine bedeutende Rolle in der Beantwortung dieser Frage. Es gibt viele Deutsche, die sich bemühen, zu beweisen, dass sie über Rassismus und Antisemitismus hinweg sind. Diese Bemühungen und die Art und Weise, wie sie angegangen werden, sorgen in Deutschland eher für eine Verstärkung und eine Vereinfachung des Rassismus. Es gibt einen Mangel an Verständnis für Rassenkategorien. Daher ist Aufklärung, insbesondere für junge Menschen, einer der Schlüssel, um einen Weg von der kulturellen Aneignung hin zu einem respektvolleren kulturellen Austausch zu finden.
